Schwester gibt Kirche die Schuld am Ertrinken ihres Bruders im Flüchtlingslager in Simbabwe
Das tragische Ertrinken eines 16-jährigen Jungen in einem christlichen Ferienlager in Simbabwe hat Kontroversen ausgelöst und ernsthafte Fragen hinsichtlich der Verantwortung der Church of England aufgeworfen. Edith Nyachuru, die Schwester des Jungen, führt den Tod ihres Bruders Guide Nyachuru auf das Versäumnis der Kirche zurück, gegen John Smyth vorzugehen, einen berüchtigten Kindesmissbraucher, der das Lager beaufsichtigte.
„Die Kirche wusste von den Missbräuchen, die John Smyth beging. Sie hätten ihn stoppen sollen. Hätten sie ihn gestoppt, wäre mein Bruder, glaube ich, noch am Leben“, kommentierte Edith in einem Interview.
Ein beunruhigendes Erbe des Missbrauchs
John Smyth, der 1984 mit seiner Familie nach Simbabwe umsiedelte, nachdem ihm in Großbritannien schwere Misshandlungen vorgeworfen worden waren, etablierte sich innerhalb der dortigen christlichen Gemeinde als prominente Persönlichkeit. Nur zwei Jahre zuvor hatte ein Bericht des anglikanischen Geistlichen Mark Ruston grausame Berichte über körperliche und sexuelle Misshandlungen an Jungen in den von ihm geleiteten Lagern in Großbritannien geschildert.
Trotz dieser früheren Verfehlungen setzte Smyth seine missbräuchlichen Praktiken bei Zambesi Ministries in Simbabwe fort, wo er unter dem Deckmantel spiritueller Führung ähnliche Disziplinarmethoden anwandte. Zeugen berichten, dass Smyth die Nacktheit unter den Campteilnehmern förderte und selbst oft unangemessenes Verhalten an den Tag legte.
Guide Nyachuru war Berichten zufolge aufgeregt, weil er das Camp besuchen konnte, da es ein Geschenk seiner Schwester war. Leider erhielt seine Familie innerhalb von zwölf Stunden nach seiner Ankunft in der Ruzawi-Schule am 15. Dezember 1992 eine niederschmetternde Nachricht: Er war ertrunken, nachdem er nackt geschwommen war – eine Tradition unter den Campteilnehmern –, während seine Abwesenheit vom Personal unbemerkt blieb.
Die Folgen und die fortdauernde Rechenschaftspflicht
Nach Guides Tod herrschte Verwirrung, da Familienmitgliedern aus Sorge um die Sittsamkeit der Zugang zu seinem Leichnam verwehrt wurde. Die Ermittlungen zu Smyths Praktiken wurden durch seine juristische Expertise und seine Verbindungen in kirchliche und staatliche Kreise erschwert.
David Coltart, ein Anwalt, der später Smyths Aktivitäten untersuchte, deckte alarmierende Muster des Missbrauchs auf. Obwohl er einen Bericht verfasste, in dem diese Probleme dargelegt wurden und der auch Empfehlungen zur Schließung von Smyths Lagern enthielt, kam es nur langsam zu einer strafrechtlichen Verfolgung.
Edith Nyachuru erhielt 2021 eine formelle Entschuldigung von Erzbischof Justin Welby, in der er die Versäumnisse der Kirche im Zusammenhang mit dem Tod ihres Bruders anerkannte. Sie bezeichnete diese Geste jedoch als unzureichend und fordert nun eine stärkere Rechenschaftspflicht von Kirchenführern, die Warnsignale ignoriert haben.
Mit Blick auf die Zukunft betont Coltart, dass es nicht nur die Verantwortung der Kirche, sondern auch der Institutionen in Großbritannien sei, ihre vergangenen Versäumnisse in Bezug auf Smyth aufzuarbeiten. Er plädiert für Aufklärungsarbeit, um potenzielle Opfer zu finden, die noch heute unter Traumata leiden.
Während die Ermittlungen andauern und sich immer mehr Opfer zu erkennen geben, ist es für Kirchenvertreter und Justizbehörden weiterhin von entscheidender Bedeutung, der Rechenschaftspflicht und der Unterstützung der Heilung der Opfer solcher Missbräuche in religiösen Kreisen höchste Priorität einzuräumen.