Erzbischof von Canterbury tritt nach Kindesmissbrauchsskandal zurück
In einer für die Church of England bedeutsamen Entwicklung hat Justin Welby seinen Rücktritt als Erzbischof von Canterbury angekündigt, nachdem sein Umgang mit den Vorwürfen gegen John Smyth, einen berüchtigten Kindesmissbraucher, intensiv unter die Lupe genommen worden war. Die Entscheidung fiel, nachdem eine vernichtende unabhängige Untersuchung Mängel bei der Berichterstattung über Smyths Missbrauchshandlungen aufgezeigt hatte, die sich über Jahrzehnte erstreckten und zahlreiche Opfer betrafen.
Überblick über den Skandal
Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Makin Review enthüllte, dass Welby und andere hochrangige Kirchenvertreter bereits 2013 von Smyths Missbrauchsfällen wussten, diese jedoch weder in Großbritannien noch in Südafrika der Polizei meldeten. Smyth, der dem Iwerne Trust angehörte und in den 1970er und 1980er Jahren Jungen in christlichen Camps missbrauchte, soll während seines Aufenthalts in Simbabwe und Südafrika bis zu 100 Jungen im Alter von 13 bis 17 Jahren missbraucht haben.
Die unabhängige Überprüfung ergab, dass Smyth viel früher vor Gericht hätte stehen können, wenn die Kirchenvertreter 2013 unverzüglich gehandelt hätten.
Obwohl Welby seit Bekanntwerden dieser Enthüllungen mit Rücktrittsforderungen konfrontiert war, beharrte er bis heute auf seiner Position und erklärte, er müsse „persönliche und institutionelle Verantwortung“ für die Versäumnisse der Kirche übernehmen.
Der Weg zum Rücktritt
Der von Smyth begangene Missbrauch wurde den Kirchenführern erstmals Anfang der 1980er Jahre gemeldet, doch die Machthaber werden beschuldigt, an einer Vertuschung beteiligt gewesen zu sein, die verhinderte, dass die Erkenntnisse öffentlich bekannt wurden. Erst als 2017 eine Dokumentation von Channel 4 ausgestrahlt wurde, leitete die Polizei eine umfassende Untersuchung der Vorwürfe gegen Smyth ein.
Welby bedauerte, dass er die Berichte über Smyths Vorgehen nicht angemessen behandelt hatte. Nach der Veröffentlichung des Makin-Berichts räumte er ein, dass er keine gründliche Untersuchung dieser schwerwiegenden Vorwürfe sichergestellt hatte.
Aus der Kirche selbst gibt es lautstarke Kritik. Manche argumentieren, dass Welbys Rücktritt ein Zeichen für eine notwendige Wende hin zu besseren Sicherheitspraktiken innerhalb der Institution sei.
Eine Petition, die Welbys Rücktritt forderte, erhielt mehr als 14.000 Unterschriften und behauptete, dass seine weitere Amtszeit unter den gegebenen Umständen unhaltbar sei.
Blick in die Zukunft
Mit Welbys Rücktritt beginnen Gespräche über seine Nachfolge. Dieser Prozess wird voraussichtlich mehrere Monate dauern und Konsultationen mit internen und externen Interessenvertretern über die gewünschten Eigenschaften des nächsten Erzbischofs beinhalten.
Die Kirche hat in dieser turbulenten Zeit die Chance auf Erneuerung und Reform. Beobachter weisen darauf hin, dass dieser Moment als Katalysator für bedeutende Veränderungen in den Schutzrichtlinien religiöser Institutionen weltweit dienen könnte. Während die anglikanische Gemeinschaft über die jüngsten Ereignisse nachdenkt, ist es für die Führungspersönlichkeiten weiterhin von entscheidender Bedeutung, Rechenschaftspflicht und Transparenz in Zukunft zur Priorität zu machen.