Untersuchung deckt umstrittene Praktiken des inhaftierten Chirurgen Ian Paterson auf
Die Untersuchung zum Tod von Christine Baker, einer Patientin des inhaftierten Chirurgen Ian Paterson, hat beunruhigende chirurgische Praktiken ans Licht gebracht, die möglicherweise zum Wiederauftreten ihres Krebses beigetragen haben. Baker, die 2015 im Alter von 59 Jahren verstarb, wurde mehrfach von Paterson operiert, der derzeit eine 20-jährige Haftstrafe wegen Körperverletzung im Zusammenhang mit seinen medizinischen Eingriffen verbüßt. Diese Untersuchung ist die dritte von 62 Untersuchungen zu den Folgen von Patersons Operationen.
Chirurgische Entscheidungen auf dem Prüfstand
Während der jüngsten Anhörungen in Birmingham behauptete Paterson, er habe bei Bakers erster Mastektomie das gesamte Brustgewebe entfernt. Er behauptete, dass das verbleibende Gewebe für Patientinnen, die sich einer sofortigen Rekonstruktion unterziehen, irrelevant sei.
Die Untersuchung ergab zuvor, dass Baker sich zwei Jahre nach ihrer ersten Operation einer zweiten Mastektomie unterzog, als ihr Krebs zurückkehrte.
Paterson war Mitglied des Heart of England NHS Foundation Trust und arbeitete auch in einer Privatpraxis in Spire Parkway und Spire Little Aston. Zeugenaussagen zufolge unterzog sich Baker 2005 einer hautschonenden Mastektomie, da keine zusätzlichen Risiken für die rekonstruktiven Ergebnisse bestanden.
Auf die Frage nach seinen Absichten bezüglich des Restbrustgewebes während der rekonstruktiven Chirurgie wies Paterson die Bedenken als „Unsinn“ zurück und beharrte darauf, dass bei der Rekonstruktion alles notwendige Gewebe bereitgestellt würde.
Umstrittene Befunde aus Pathologieberichten
Die Untersuchung überprüfte auch einen pathologischen Bericht, in dem es hieß, der Tumor habe den Exzisionsrand erreicht, was die Frage aufwirft, ob er vollständig entfernt worden sei. Als Paterson mit dieser Information konfrontiert wurde, bestritt er jeden Vorwurf, seine Operationstechnik sei unzureichend gewesen.
Er betonte, dass die entfernte Gewebemenge – 209 Gramm – für eine Person mit einer Brustgröße von 34B angemessen sei, und beschrieb sie als „kleine Menge“ im Vergleich zum typischen Brustgewicht, das durchschnittlich 350 Gramm beträgt.
Paterson betonte, dass der Erfolg der Operation nicht vom Gewicht, sondern von der Vollständigkeit des Eingriffs selbst abhängt.
Die Ermittlungen dauern an, während Patersons Operationsmethoden und ihre Auswirkungen auf die Patientensicherheit und Pflegestandards immer genauer unter die Lupe genommen werden.
Im weiteren Verlauf der Anhörungen könnten sie zu breiteren Diskussionen über chirurgische Praktiken und Patientenüberwachung sowohl im NHS als auch in privaten Gesundheitseinrichtungen führen. Die Ergebnisse könnten möglicherweise Reformen anstoßen, die darauf abzielen, ähnliche Tragödien in Zukunft zu verhindern.