Das Rechenzentrumsdilemma in Nord-Virginia
Eine wachsende Sorge
Umweltaktivistin Julie Bolthouse betont, dass Nord-Virginia die weltweit größte Konzentration an Datenzentren aufweist. Für sie ist diese Realität alles andere als aufregend.
„Wir sind die Wall Street der Rechenzentrumsbranche“, sagt Frau Bolthouse, Direktorin der örtlichen Wohltätigkeitsorganisation Piedmont Environmental Council.
Rechenzentren sind riesige Einrichtungen, in denen zahlreiche Computer untergebracht sind, die Daten für Websites, Unternehmen und Regierungen speichern und verarbeiten. Seit den 1990er Jahren ist Nord-Virginia dank seiner Nähe zu Washington D.C. und der historisch niedrigen Stromkosten zu einem Hotspot für diese Zentren geworden.
Rechenzentrumsstatistiken
Nord-Virginia hat rund um die Stadt Ashburn, die 56 km westlich von D.C. liegt, über 477 Rechenzentren und liegt damit landesweit deutlich vorn. Es folgt Texas mit 290 und Kalifornien mit 283 Rechenzentren. Studien zufolge laufen etwa 70 % des weltweiten Internetverkehrs durch Ashburn, was der Stadt den Spitznamen „Data Centre Alley“ eingebracht hat.
Der Anstieg der Nachfrage nach Rechenzentren ist vor allem auf Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) zurückzuführen, die erhebliche Rechenleistung erfordert. Einer aktuellen Studie von Moody’s zufolge wird sich die globale Rechenzentrumskapazität innerhalb der nächsten fünf Jahre voraussichtlich verdoppeln.
Umweltauswirkungen und Interessenvertretung
Frau Bolthouse und andere Umweltschützer äußern Bedenken über die negativen Folgen dieser Erweiterung für ihre Lebensqualität. Zu den wichtigsten Themen gehören:
- Neue Stromleitungen über Naturschutzgebiet verlegt
- Erhöhter Wasserbedarf
- Verschlechterung der Luftqualität durch Notstrom-Dieselgeneratoren
Auch in Virginia und Maryland müssen die Einwohner mit höheren Stromkosten rechnen, da diese Anlagen modernisiert werden müssen.
„Wir arbeiten direkt vor Ort … und bekämpfen jeden Rechenzentrumsantrag“, betont Frau Bolthouse.
Ähnliche Bewegungen entstehen weltweit. In Irland, wo Rechenzentren für 21 Prozent des Stromverbrauchs verantwortlich sind, äußern Aktivisten wie Tony Lowes Bedenken hinsichtlich der Klimaauswirkungen und der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Führende Unternehmen dieser Branche versuchen, diese Sorgen auszuräumen. So hat beispielsweise Microsoft sein Data Center Community Pledge ins Leben gerufen und verspricht, bis zum nächsten Jahr 100 % erneuerbare Energie zu beziehen und bis 2030 eine Wasserpositivität zu erreichen.
Einige Länder haben es zwar geschafft, die Umweltauswirkungen durch die Umstellung der Kühlsysteme von Google in Uruguay auf ein möglichst geringes Maß an Rechenzentrumsdesign zu beeinflussen, doch Frau Bolthouse ist der Ansicht, dass für eine nachhaltigere Vorgehensweise noch weitere Anstrengungen erforderlich sind.
„Die Strompreise werden für alle in die Höhe schnellen … das wird Auswirkungen auf sie haben“, warnt sie hinsichtlich der langfristigen Folgen, wenn nicht umgehend Änderungen vorgenommen werden.