Der onkologische Notfall in Italien: ein alarmierendes Bild
In Italien wird der Kampf gegen Krebs von Tag zu Tag komplizierter. Mit etwa 1.000 neuen Diagnosen pro Tag wächst die Nachfrage nach Krebsbehandlungen weiter, doch das nationale Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen. In den letzten zehn Jahren kam es in onkologischen Abteilungen zu einem drastischen Bettenrückgang, der von 5.262 im Jahr 2012 auf 4.159 im Jahr 2022 anstieg, mit einem Gesamtverlust von 1.103 Plätzen. Darüber hinaus verschlimmert der Rückgang der Zahl der Onkologen und Pflegekräfte eine bereits kritische Situation.
Die Nachfrage nach Ressourcen und Investitionen
Francesco Perrone, Präsident der Italienischen Vereinigung für Medizinische Onkologie (Aiom), betonte die Dringlichkeit einer Aufstockung der finanziellen Ressourcen für den Sektor. Laut Perrone ist es wichtig, auf den wachsenden Bedarf an Unterstützung zu reagieren und die Lebensqualität der Patienten dank therapeutischer Fortschritte zu verbessern:
„Die Onkologie benötigt mehr Ressourcen, um der ständig wachsenden Nachfrage gerecht zu werden und eine angemessene Versorgung sicherzustellen.“
Der Präsident betonte, dass das Gesundheitswesen auch mit dem enormen Problem der Wartelisten konfrontiert sei, die mit einem strukturellen Mangel an Personal und ausreichenden Räumlichkeiten einhergehen.
Der Fachkräftenotstand und regionale Unterschiede
Ein weiterer kritischer Aspekt betrifft den Fachkräftemangel im Onkologiebereich. Massimo Di Maio, der gewählte Präsident von Aiom, betonte, dass die Plätze in den Fachschulen weiterhin unbesetzt seien und dass die Unterschiede zwischen den Regionen deutlich seien. Dennoch beweist die italienische Onkologie ihre Widerstandsfähigkeit und die Fähigkeit, eine hervorragende Versorgung anzubieten.
Saverio Cinieri, Präsident der Aiom Foundation, wies auf weitere Probleme im Zusammenhang mit der Lebensqualität der Patienten hin. Insbesondere:
- Nur 69 % der Einrichtungen bieten onkologische häusliche Pflege an.
- Italienische Patienten müssen fast 14 Monate auf den Zugang zu neuen Medikamenten warten, im Vergleich zu nur 3 Monaten in Deutschland.
Angela Toss, Koordinatorin der Aiom Youth Working Group, betonte abschließend, wie wichtig es sei, den Zugang zur Gesundheitsversorgung auch für gefährdete Gruppen wie Transgender und Einwanderer zu gewährleisten.
Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft in der Prävention
In Italien sind über 200 Todesfälle pro Tag auf veränderbare Risikofaktoren zurückzuführen. Da 45 % der Krebstodesfälle auf vermeidbare Ursachen zurückzuführen sind, ist es wichtig, in die Prävention zu investieren. Derzeit entfallen nur 6,8 % der gesamten Gesundheitsausgaben auf diesen Bereich, ein Wert, der unter dem europäischen Durchschnitt liegt.
Francesco Perrone bekräftigte die Notwendigkeit, diese Lücke zu schließen, um die Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems sicherzustellen und die Qualität der Versorgung von Krebspatienten zu verbessern. Die Herausforderung besteht nun darin, diese Forderungen in konkrete Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der italienischen Bürger umzusetzen.