Ungewöhnlich hohe Temperaturen für die Herbstsaison wirken sich auf den europäischen Energiemarkt aus. Vorhersagen über heißes, trockenes Wetter für die kommenden Wochen sowie Optimismus hinsichtlich der Transitströme haben die Gaspreise nach unten gedrückt, die nun bei 38,3 Euro pro Megawattstunde liegen, einem seit langem nicht mehr erreichten Wert. Im Gegenteil, der Ölsektor verzeichnete einen deutlichen Anstieg: Der Preis für Brent erreichte 75 US-Dollar, während der WTI in New York über 70 US-Dollar stieg.
Diese Dynamik wird durch neue Spannungen im Nahen Osten beeinflusst, wo der Iran Israel vor einer „brutalen“ Reaktion auf die jüngsten Angriffe gewarnt hat. Die aktuellen klimatischen Bedingungen haben in einigen Regionen wie Valencia verheerende Überschwemmungen verursacht und könnten den Heizbedarf verringern. Dieses Szenario hat dazu beigetragen, die Erdgasvorräte hoch zu halten, wobei die Vorräte in Italien 98,5 % erreichten. Selbst europaweit liegen die Lagerbestände deutlich über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre.
Darüber hinaus profitiert Europa von günstigen Transitströmen. Ungarische und slowakische Unternehmen verhandeln mit Aserbaidschan, um die Lieferungen auch nach dem Auslaufen des Transitabkommens zwischen Russland und der Ukraine zum Jahresende sicherzustellen. Das derzeit in Ausarbeitung befindliche Abkommen sieht die jährliche Lieferung von 12 bis 14 Milliarden Kubikmetern Gas unter Nutzung des bestehenden russischen Gasnetzes vor, das durch die Ukraine in Richtung Europäische Union führt. Der europäische Gasmarkt zeigte in den letzten Monaten Volatilität, hauptsächlich aufgrund von Sorgen über mögliche Versorgungsunterbrechungen.
Die Europäische Kommission hat versucht, die Betreiber hinsichtlich der Versorgungsstabilität zu beruhigen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Slowakei und Österreich weiterhin russisches Gas über Pipelines importieren. Laut Bloomberg Intelligence könnten auch asiatische Länder wie China und Japan mit einer schwachen Gasnachfrage konfrontiert sein, was die LNG-Preise weiter drücken könnte.
Was den Ölmarkt betrifft, so gibt es verschiedene bevorstehende Ereignisse, die die Preise beeinflussen könnten: von den Wahlen in den Vereinigten Staaten über das Treffen der Kommunistischen Partei Chinas, das für nächste Woche geplant ist, bis hin zur bevorstehenden OPEC-Entscheidung über die Produktion, die bereits im nächsten Monat schrittweise wieder aufgenommen werden könnte.